So nicht, Herr Bonin!

Ab 2024 wird das gesetzliche Frauen-Pensionsanfallsalter in Halbjahresstufen ausgeweitet. Zur Erinnerung, das fünf Jahre reduzierte Pensionsalter galt als Ausgleich für die  Zweifach- und Dreifachbelastung für Beruf und Care-Arbeit. Allerdings wurde dieser Ausgleich Anfang der 90iger Jahre vom Verfassungsgerichtshof aufgehoben und musste unter einem langen Zeitraum zur Beseitigung der Ungleichbehandlung von Frauen in der Arbeitswelt, Familie und Gesellschaft “repariert” werden. 

Die vollständige Gleichbehandlung der Geschlechter ist noch ferner liefen, aber trotzdem wird das Pensionsanfallsalter erhöht. Erstmals davon betroffen sind Frauen mit einem Geburtsdatum ab dem 1. Jänner 1964 (60. Lebensjahr und sechs Monate) und ab dem Geburtsdatum 1. Juli 1968 gilt das 65. Lebensjahr als generelles Pensionsantrittsalter.

Während sich Gewerkschaft, Arbeiterkammer und Betroffene mit diesem faulen Deal mehr oder minder abgefunden haben und Protest dagegen ausbleibt, sieht der Chef des Instituts für Höhere Studien (IHS), Holger Bonin die Erhöhung des Frauen-Pensionsanfallsalter als Einstiegsdroge für eine generelle Pensionsalter-Erhöhung . In der Pressestunde am 15. Oktober 2023 erklärte der “neoliberal angehauchte Wirtschaftsexperte, dass “perspektivisch“ ein Antrittsalter von 67 Jahren angebracht sei.

Wie immer wird mit den steigenden Pensionskosten durch die gestiegene Lebenserwartung argumentiert. Es stimmt zwar, dass sie steigt. Allerdings ist es ebenfalls Fakt, dass der gestiegene Leistungsdruck in der Arbeitswelt krank macht und die Lebenserwartung in Gesundheit sinkt. Zwei Jahre länger arbeiten würde dies noch zusätzlich verschärfen. 

Will man tatsächlich perspektivisch nur die Pensionskosten sichern, müsste schon längst die Dienstgeber-Beitragsberechnung neu organisiert sein. Weg von der  Faktor Arbeit belastender Pro-Kopf-Finanzierung, hin zu einer wertschöpfungsorientierten Beitragsberechnung. 

Ein Ausgleich, der bereits bei der Industriellen Revolution angebracht gewesen wäre und angesichts der digitalen Transformation unerlässlich ist. Oder wollen wir wirklich länger arbeiten, um früher sterben zu müssen? 

Autor: Josef Stingl (stv. Bundesvorstizender des GLB), Foto von Huy Phan auf Unsplash

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