
80 Jahre Weltgewerkschaftsbund (WGB)
Der Weltgewerkschaftsbund feiert heuer im Oktober seinen 80. Geburtstag: gegründet mit dem Ziel, eine einheitliche, weltweite Gewerkschaftsbewegung aufzubauen. Gegen Faschismus und Krieg, gegen Ausbeutung und solidarisch mit den Befreiungsbewegungen weltweit.
Ein historischer Rückblick
Vom 6. – 17.2.1945 trafen sich in London 204 Delegierte von 40 nationalen und internationalen Organisationen, die ca. 50 Millionen Beschäftigte vertraten, zu einer Weltgewerkschaftskonferenz. Schwerpunkt: die Befreiung vom Faschismus. Dort wurde die Entscheidung getroffen, einen Weltgewerkschaftskongress in Paris abzuhalten. Vom 25.9. – 8.10.2045 trafen sich dann dort 346 Delegierte aus 56 Ländern. Am 3.10.1945 fiel dabei die Entscheidung zur Gründung des Weltgewerkschaftsbundes.
Einladungen, mitzumachen, ergingen an Gewerkschaften aus aller Welt – einzig die nordamerikanische AFL hat diese zurückgewiesen. Das 1. Hauptquartier des WGB war in Paris. Der 1. Generalsekretär des WGB, Louis Saillant, sagte zum Abschluss des Kongresses: „Der WGB steht für die Einheit der Arbeiter und ihres gemeinsamen Kampfes gegen Faschismus, gegen die Ausbeutung durch Konzerne, für die Befreiung aller Kolonien und für bessere Lebensbedingungen für die Arbeiterklasse“.
Der „kalte Krieg“ und die Spaltung der internationalen Gewerkschaftsbewegung
Nicht lange nach der Befreiung Europas vom Faschismus begann der „kalte Krieg“. Antikommunistische Strömungen, auch im ÖGB, waren Wasser auf den Mühlen der USA, die ihren Einfluss verstärkt geltend machen wollten. Nicht zuletzt mit dem Schüren eines antikommunistischen Gegenwinds, der den Weltgewerkschaftsbund mit voller Wucht traf. Ende 1949 wurde mit der Gründung des „Internationalen Bundes Freier Gewerkschaften“ die Spaltung vollzogen, an der sich auch der ÖGB beteiligte. Lediglich die kommunistische Fraktion verblieb im WGB, dessen Generalrat auch der nach dem Oktoberstreik 1950 aus dem ÖGB ausgeschlossene Gottlieb Fiala angehörte.
Vom 10. – 21.10.1953 fand der 3. Kongress des WGB in Wien statt – neu war die Möglichkeit der Teilnahme von Organisationen, die nicht dem WGB angehörten. 1956 erfolgte eine Provokation der österreichischen Regierung gegen den WGB mit einem nächtlichen Angriff auf dessen Wiener Büros, deren Türen aufgebrochen und die geplündert wurden. Die WGB Zentrale wurde daraufhin nach Prag verlegt. Mit dem Kollaps der sozialistischen Staaten Europas begann für den WGB eine lange, schwierige Phase, in der er vor allem mit sich selbst beschäftigt war.
Mit dem 15. Kongress des WGB, der vom 1. – 4.12.2005 in Havanna stattfand, kam es zu einem bis heute anhaltenden Aufschwung. 870 Delegierte aus 87 Ländern beschlossen eine Orientierung des WGB hin zu einer offenen Plattform kämpferischer Gewerkschaften. George Mavrikos (Griechenland) wurde neuer Generalsekretär, die WGB Zentrale nach Athen verlegt.
WGB heute: aktiv gegen Krieg, Faschismus und Ausbeutung
Auf verschiedenen Kontinenten entstanden regionale Strukturen des WGB, seit dem Kongress von Havanna ist auch der GLB aktiv im Regionalbüro Europa. Auch wenn der Aufschwung vor allem in Afrika, Lateinamerika und Asien groß war, gab es auch in Europa positive Entwicklungen. Mit der italienischen Basisgewerkschaft USB, mit der griechischen PAME, PEO aus Zypern oder auch LAB aus dem Baskenland, durch Teile der französischen CGT – aber auch durch kleinere Organisationen wie dem tschechischen OSCMS oder eben auch dem GLB. Gleichzeitig wurde mit dem Wiederaufbau internationaler Branchenvereinigungen begonnen.
Am 29./30.1.2025 fand in Val de Marne eine Europakonferenz des WGB statt, an der auch zwei Kollegen aus Österreich teilnahmen. Derzeit kämpft der WGB Europa u.a. gegen das bis zu 800 Milliarden schwere Rüstungsprogramm der EU „ReArm Europe“ bzw. „Readiness 2030“. Den Kampf gegen Ausbeutung, Faschismus und Krieg führen wir gemeinsam mit den inzwischen über 110 Millionen Mitgliedern des WGB.
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Oliver Jonischkeit (GLB-Bundessekretär und Mitglied im Regionalbüro Europa des WGB)