Stagnation der Pflege in Wiener Spitälern
Der Personalbericht 2024 des WiGeV (Wiener Gesundheitsverbund) zeigt: Für die Pflege sieht es nicht rosig aus.
Patrick Kaiser, AK-Rat, Personalvertreter im WiGeV und Intensivkrankenpfleger
A ls größter Gesundheitsdienstleister Österreichs betreibt der WiGeV Geriatriezentren sowie alle öffentlichen städtischen Krankenhäuser in Wien. Mit ca. 30.000 Beschäftigten ist er ein systemrelevanter Teil des Gesundheitssystems.
Pflege: Stagnation bei erhöhten Ausbildungskapazitäten
Zwar wurden die Ausbildungskapazitäten für Pflegekräfte in den letzten Jahren deutlich erhöht, allerdings steigt das Kontingent ab nun nicht weiter. Aufgrund von Pensionierungen und dem Wechsel in andere Berufe und Bereiche ist die Bilanz noch immer nur gering positiv. Es fehlen massiv Pflegekräfte bei steigendem Bedarf. Obwohl der gesamte Personalstand seit 2022 um 1.000 Mitarbeiter:innen gestiegen ist, sind es bei ca. 11.500 Beschäftigten in der Pflege nur 60 vollzeitäquivalente Pflegepersonen mehr.
Trend zu geringerer Ausbildung
Neue Berufsbilder sollen das höchst qualifizierte Pflegepersonal aus Diplom und Fachhochschulen entlasten. Es sollte also mehr Assistenzpersonal geben, bei gleichbleibend hochqualifizierter Versorgung. Die Entwicklung seit 2022 zeigt jedoch, dass die im internationalen Vergleich eigentlich als Standard für die Pflege am Bett geltende zumindest dreijährige Ausbildung immer seltener wird.
Die Zahl der diplomierten und FH-Pflegepersonen ist um 300 gesunken, diese Lücke wurde mit Assistenzkräften aufgefüllt. Weniger Qualifikation am Bett bringt Einsparungen beim Personalaufwand. Assistenzkräfte sind enorm wichtig und leisten gute Arbeit! Ein durchgehendes Downgrade der Kompetenzen am Bett ist laut diverser Studien aber schädlich für Patient:innen.
„Besetzungsgrad“ steigt bei gleichbleibendem Personal
Zwar ist der angegebene Besetzungsgrad im Pflegebereich rechnerisch gestiegen und nähert sich in manchen Krankenhäusern sogar den 100 %, doch die Personalsituation stagniert, während die Leistungen weiter steigen. Das bedeutet, dass die Personalschlüssel heruntergefahren wurden und der Arbeitsdruck weiter steigt.
Wir brauchen: eine Attraktivierung der Pflege durch bessere Löhne, Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohnausgleich und bessere Personalschlüssel im WiGeV als Vorbild für andere Bereiche!
(Die Arbeit Nr. 3/2025)
