
Doping für die Bosse
Laut der kapitalismuskritischen NGO Oxfam ist das Durchschnittsgehalt der Chefs (CEOS) von weltweit 2.600 erfassten Unternehmen seit 2010 um mehr als 50 Prozent gestiegen, die Durchschnittseinkommen der Beschäftigten hingegen um magere 0,9 Prozent (trend, 9.5.2025).
In Österreich verdienten die Bosse der 28 an der Börse gelisteten ATX-Unternehmen im Schnitt – bedingt durch Veränderungen beim Verhältnis fixer zu variabler Gage – mit 2,2 Millionen Euro etwas weniger als 2023 (2,47 Millionen), Nach den – als Reaktion auf die extreme Teuerung in den Jahren 2022 und 2023 – vergleichsweise hohen Lohnabschlüssen stiegen die Durchschnittseinkommen der Beschäftigten 2024 zwar um sieben Prozent auf 35.314 Euro brutto, aber die Relation zwischen Personal und Bossen bleibt mit einem Verhältnis von 1:62 dennoch exorbitant.
In der Liste der ATX-Unternehmen sticht zweifellos BAWAG-CEO Anas Abuzaakouk mit einer Bruttogage von 10,936 Millionen Euro heraus, auch der Gesamtbezug des BAWAG-Vorstandes stieg innerhalb von fünf Jahren von 21,5 auf 42,6 Millionen Euro und lässt damit alle anderen Vorstände weit hinter sich. Da stinkt die Steigerung der Durchschnittsgehälter des BAWAG-Personals von 63.790 auf 83.149 Euro ziemlich ab, auch wenn die Beschäftigten anderer Branchen von einem solchen Einkommensniveau nur träumen können.
Auch die als Kontrolle fungierenden Aufsichtsräte lassen die Börsianer nicht zu kurz kommen. So wird BAWAG-Aufsichtsratschef Egbert Fleischer mit 385.000 Euro dotiert, bei den Kosten für den gesamten Aufsichtsrat muss die ehemalige „Arbeiterbank“ allerdings der Erste Group den Vortritt lassen, die dafür 1,731 Millionen Euro blecht.
Ausgelöst durch die Kritik von Aktionär:innen wird tendenziell die fixe Gage der Bosse zugunsten variabler – an den Geschäftserfolg gekoppelter – Leistungen umgeschichtet. Dies erfolgt vermehrt in Form von Aktien, womit die Geschäftsführung verstärkt zu Aktionär:innen wird die zusätzlich zum ohnehin exorbitanten Dividenden kassieren. So besaß 2024 der BAWAG-Vorstand bereits 3,1 Millionen Aktien und cashte 17 Millionen Euro Dividende ab.
Die Arbeiterkammer veröffentlicht regelmäßig wann am „Fat Cat Day“ zu Jahresbeginn die Bosse bereits so viel verdient haben wie gewöhnliche Menschen im gesamten Jahr. Die Forderungen nach einem Deckel für Bezüge der Bosse und einer angemessenen Relation zwischen „normalen“ Verdiensten und Managerbezügen werden freilich systematisch ignoriert. So findet sich auch im Regierungsabkommen von ÖVP, SPÖ und NEOS dazu kein Wort. Die Privilegierung der Günstlinge des kapitalistischen Systems, die als Antreiber für Maximalprofite im Interesse der Eigentümer und Aktionär:innen agieren und dafür mit immensen Gagen, Boni und Aktien „entschädigt“ werden, soll schließlich nicht angetastet werden. Im Klartext: Doping für die Bosse.