Pensionslücke: Österreich fast Schlusslicht

Der OECD-Bericht  „Pensions at a Glance 2025“ ist für Österreich kein Ruhmesblatt. EU-weit ist es um die Ungleichheit der Pensionen zwischen Männer und Frauen nur in Holland schlechter bestellt als hierzulande. Industriellenvereinigung (IV) und Agenda Austria nutzen das zur Panikmache und verlangen Verschlechterungen beim Antrittsalter. Der OECD-Bericht, der ÖGB, der Gewerkschaftliche Linksblock (GLB) und der Zentralverband der Pensionist:innen Österreichs (ZVPÖ) dagegen strukturelle Veränderungen.

von Josef Stingl, Mitglied des ÖGB Bundespensionist:innenvorstand

ed in den OECD-Ländern von rund 28 Prozent im Jahr 2007 auf 22,8 Prozent im Vorjahr gesunken ist, lag er in Österreich zuletzt bei 35,6 Prozent. Größer sind der Pensionsbezugsunterschiede eben nur in Japan (47,3%), Großbritannien (36,7%) und Holland (36.3%). Den geringsten Abstände der Pension zwischen Männer und Frauen weisen mit 5,6 Prozent Estland, 7,1 Prozent Island und 8,4 Prozent die Slowakei aus. Aber auch Tschechien (9,6%) und Slowenien (9,7%) liegen noch unter der Zehn-Prozent-Marke. 

Interessant ist auch, in welchen Ländern sich die Pensionslücke zwischen 2007 und 2024 am Besten reduziert hatt: in Deutschland, Griechenland und Slowenien um mehr als 15 Prozent sowie in Luxemburg, Norwegen, Portugal und der Türkei um mehr als zehn Prozent. 

Auch in dieser Kategorie gibt Österreich eine schlechte Performance ab, denn die Lücke wurde laut OECD-Daten sogar größer. Sie stieg von 33,3 Prozent im Jahr 2007 auf jetzt 35,6 Prozent. Im Detail sind dabei die Auswirkungen der schwarz-blauen ”Pensionsreform 2003”, mit der Lebensdurchrechnung geschuldet, denn damit erhöhte sich der Unterschied bis zum Jahr 2015 auf 39 Prozent.

Strukturelle Veränderungen notwendig

Im OECD-Bericht kommt man zum Schluss, dass eine langfristige Senkung des Gender-Pension-Gap die Beseitigung von geschlechtsspezifischen Unterschieden bei Beschäftigung, Arbeitszeit und Gehälter braucht. Außerdem müssen anhaltende Unterschiede in Bildung und beruflichen Laufbahnen und die ungleich verteilte unbezahlte Care-Arbeit zwischen Männern und Frauen abgebaut werden.

Die Vorsitzende des ÖGB-Bundespensionist:innenvorstands Monika Kemperle verweist dazu: “Frauen arbeiten oft lange Zeit in Teilzeit oder in frauendominierten Bereichen mit niedrigen Einkommen. Zudem leisten sie einen unverzichtbaren Beitrag in der unbezahlten Pflege- und Familienarbeit – all das spiegelt sich in der Pension wider.” Sie verlangt “mutige Maßnahmen, um Frauen den verdienten Lebensabend in Würde zu sichern mit flankierenden Maßnahmen wie flächendeckende Kinderbetreuung, Pflegeangebote und lebensphasenorientiertes Arbeiten”.

Konkreter sind die Forderungen von GLB und ZVPÖ: Schon seit langem verlangt der überparteiliche Pensionist:innenverband die Einführung eines Gender Pay Gap-Faktors mit einem Aufwertungsfaktor, der die individuellen jährlichen Beitragsgrundlagen der Frauen um den Gender Pay Gap gegenüber der jährlichen Durchschnittsbeitragsgrundlage der Männer erhöht. 

Der GLB schlägt das Schließen der Lohnlücke durch die Pflicht für Betriebe und Verwaltungen, ihre Entgelt-Praxis regelmäßig zu überprüfen sowie ein externes Prüfrecht der Arbeiterkammer vor. Zur Erreichung einer gerechteren Verteilung der unbezahlten Care-Arbeit verlangen die Linksgewerkschafter:innen eine Neuverteilung der Erwerbsarbeit durch eine 30-Stundenwoche bei vollem Lohn- und Personalausgleich. Sie sehen darin auch eine Win-Win-Situation  gegen den für die Pensionen negativ wirkenden extrem hohen Teilzeitanteil. 

Vollständigkeitshalber sei erwähnt, dass Agenda Austria und IV die OECD-Empfehlung zur strukturellen Veränderung durch die Beseitigung von geschlechtsspezifischen Unterschieden bei Beschäftigung, Arbeitszeit und Gehälter einfach negieren. Wider besseren Wissen bashen und hetzen sie lieber weiter  gegen die sogenannten Pensionist:innen „im jugendlichen Alter ”. Sie wollen daher  das gesetzliche Antrittsalter für die Korridor-, Invaliditäts- und Berufsunfähigkeitspension, aber auch die Regelpension hochschrauben. Gegen dieses neoliberale und unmenschliche Konzept von “Länger buckeln, kränker in die Pension und früher sterben” braucht es breiten Widerstand.

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