Apropos Sparen

Neoliberale Schreiberlinge jammern, dass zu viel gespart wird. Weil trotz 4,5 Prozent Reallohnzuwachs (Prognose 2024) die Sparquote gemessen an der Wirtschaftsleistung (BIP) von 8,7 Prozent (2023) auf 11,4 Prozent (Jahresende 2024) steigt.

Laut Erste Bank werden monatlich durchschnittlich 308 Euro pro Person gespart. Als Motiv werden Unsicherheit, Zinsen und Inflation vermutet. Richtigerweise wird aber auch konstatiert, dass trotz sinkender Inflationsrate die Preise weiter steigen. Da kommt die Propaganda für „Alternativen zum Sparbuch“ (Standard, 16.10.2024) und das Jammern über die Aktienverweigerung gerade recht.

Die „Expert:innen“ von Agenda Austria & Co. beklagen die mangelnde Risikobereitschaft und locken mit sagenhaften Dividenden und Kursgewinnen beim Aktienkauf. Angeblich hätte ein Invest am MSCI-World jährlich zehn Prozent Rendite eingefahren. Ganz so, als hätten die Menschen sonst nichts zu tun, als im 24/7-Modus die Entwicklung ihrer Aktien- kurse zu verfolgen.

So wird suggeriert, dass mit dem Sparen das Geld dem Wirtschaftskreislauf entzogen würde. Das mag zutreffen, wenn hunderttausende Euro Bargeld zu Hause gebunkert werden, keinesfalls aber für Sparbücher oder Sparkonten. Denn dieses Geld haben die Banken kurz- bis langfristig als Basis für Unternehmenskredite zur Verfügung, sie können also mit dem Geld arbeiten. Vor allem dient es den Geldfürsten als saftige Profitquelle, zahlen sie doch trotz aktuellem EZB-Leitzins von vier Prozent für Spareinlagen faktisch keine Habenzinsen.

Hinter dem Jammern steckt die Absicht, die Menschen an das ständige Risiko des neoliberalen Kapitalismus zu gewöhnen und die Eigenvorsorge für Pension, Krankheit und soziale Sicherheit zu forcieren. Denn damit machen die Banken höchst profitable Geschäfte.

Leo Furtlehner

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