Chance vertan

Im Sommer bekommen bei Swarovski Wattens 200 Beschäftigte ihre Kündigung.

Ein Face-to-Face- Gespräch ist das der Geschäftsführung nicht wert, geht es doch auch zeitökonomischer per E-Mail. Doch öffentlich kommt diese neue Kündigungskultur weniger gut an: „Haarsträubend“, „verwerflich“ oder „unmoralisch“ lauteten die Anschuldigungen: Die Geschäftsführung steuert dagegen und verspricht Verbesserung.

Kündigung per Bildschirm

Im Herbst ist schon wieder alles vergessen. Während Familienclans ihre Luxusurlaub-Selfies posten, kündigt der Betrieb weitere tausend Kündigungen an. Diesmal via Großbildschirmen, auf denen die Namen der „zum Verbleib Verurteilten“ in grünen und „der Abgeschoben Belobigten“ in roten Feldern präsentiert werden.

Wiederum ein Shitstorm: Für die Swarovski-Bosse unberechtigt, weil „die Geschichte einer Falschmeldung“. Für sie basiert die Bildschirm-Aktion auf der Fehlleistung einer Abteilungs- Führungskraft und sei erst nachdem die betroffenen Mitarbeiter und Teams informiert waren passiert. Die Kündigungen seien also nicht via Bildschirm erfolgt.

Der Unmut der Belegschaft ist groß, über den Umgang wie auch die ständigen Kündigungswellen. Eine Demo vor der entscheidenden Gesellschafter-Versammlung und Gesellschafter-Uneinigkeit (Einstimmigkeit ist Voraussetzung) war die Folge.

Mediales Protestgehabe

Statt die Proteststimmung für weiteren Widerstand zu nutzen, setzen ÖGB und AK bloß auf mediales Protestgehabe, der Betriebsrat überhaupt nur auf einen „gepfefferten“ Protestbrief.

Den Gekündigten bleibt ein Sozialplan, aber nur wenn sie einer einvernehmlichen Auflösung ihres Arbeitsverhältnisses zustimmen. Swarovski braucht daher nicht einmal „einen Canossagang“ zum AMS. Aber das ist eine andere Geschichte!

Josef Stingl

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