Drehkreuz für Verbrechen

Ein Buchtipp von Anne Rieger

Ein Mordopfer vor dem Partisanendenkmal auf dem Karst beim Dorf Prosecco, gefolgt von einer Mordserie mit einer modernen Hightech- Armbrust verübt, holt faschistische Verbrechen in die Gegenwart. Sie verlangen vom Triester Commissario Proteo Laurenti Recherchen in Gegenwart und Vergangenheit.

Mehrere Gedenkstättenschändungen in der Umgebung bringen die Gemetzel deutscher SSler und italienischer Faschisten wieder an die Oberfläche. Aus dieser Vergangenheit berichtet ein Tagebuch. Der Tote vom Karst ist, wie sich später herausstellt, der einzige Sohn von Domobranzen.

Spannend und nachdenklich geschrieben über ein Stück Geschichte der Region, die „Operationszone Adriatisches Küstenland“ unter den deutschen Faschisten hieß. Erzählt werden die Verbrechen aus der Nazizeit und die der Rächer danach, anhand der Chronik einer Triester Familie, die im Faschismus nach Frankreich entfloh. Die Auswirkungen sind bis heute spürbar.

Veit Heinichen, dokumentiert die Zusammenhänge von Politik und Wirtschaft in einem Stück Zeitgeschichte. Dafür hat er mit 110 Zeitzeugen Gespräche geführt. Orte der Handlung sind neben der Region um Triest, Monaco und Frankreich. Ein exzellent recherchierter Krimi.

Ein ambitioniertes Unterfangen, denn bei einem Krimi in der nördlichsten Hafenstadt an der Adria, im Dreiländereck Italien, Österreich, Slowenien und weiteren ehemals jugoslawischen Ländern, geht es immer um grenzüberschreitende europäische Thematik – eben auch Verbrechen, denn es war, wie andere Hafenstädte auch, „strategisches Drehkreuz für finstere Verbrechen“.

Veit Heinichen, Entfernte Verwandte, Commisario Laurenti ahnt Böses, 320 Seiten, 20 Euro, Hardcover, ISBN 978-3-492-07062-1, auch als E-Book erhältlich

Anne Rieger

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