Herdprämie – nein danke!

Zuletzt in aller Munde war die Herdprämie. Von konservativen und rechten Parteien als Wahlfreiheit für Familien angepriesen, bedeutet die Herdprämie für diejenigen, die sie in Anspruch nehmen, und das würden in erster Linie Frauen sein, wirtschaftliche Abhängigkeit, Nachteile im Beruf und Altersarmut.

Autorin: Daniela Gamsjäger-Katzensteiner (KPÖ-Gemeinderätin in Graz), Foto: unsplash

In unregelmäßigen Abständen taucht sie wieder auf – die Diskussion um die so genannte Herdprämie. Dabei soll ein Elternteil Geld vom Staat bekommen, wenn es selbst die Kinder zuhause betreut, anstatt eine elementarpädagogische Einrichtung in Anspruch zu nehmen. Eine solche Prämie gibt es bereits in Oberösterreich aber auch vereinzelt in Gemeinden. Selbstredend, dass diese Prämie in erster Linie von Frauen in Anspruch genommen wird und diese von den negativen Folgen betroffen sind. Denn entgegen den Behauptungen ist die Ausgestaltung da, wo eine derartige Prämie existiert, keinesfalls dazu angetan, echte Wahlfreiheit zu ermöglichen. Die Höhe der Zahlungen bewegt sich zwischen 80 und 350 Euro pro Monat, ein Tropfen auf dem heißen Stein, der Frauen in der wirtschaftlichen Abhängigkeit des Partners hält.

Aber selbst wenn der Betrag höher wäre, würde ein längeres Wegbleiben der Mutter von der Erwerbsarbeit Nachteile mit sich bringen. So ist fraglich, inwieweit es der Mutter nach der Zeit der Kinderbetreuung zuhause wieder möglich wäre, in den alten Beruf, zu den alten Konditionen einzusteigen, insbesondere in Bereichen, in denen laufende Fortbildungen zu den Anforderungen gehören.

Weiters fraglich ist, inwieweit auch bei adäquater Höhe der Herdprämie man tatsächlich von Wahlfreiheit sprechen kann. In Österreich herrschen noch immer sehr konservative Rollenbilder vor. Frauen wird von klein auf erzählt, dass sie in den ersten Lebensjahren des Kindes die wichtigste Bezugsperson seien und dass eine Betreuung in einer elementarpädagogischen Einrichtung eher negativ und so lange als möglich zu vermeiden sei. Männern hingegen wird suggeriert, dass sie der Familienernährer sein müssen und Carearbeit unmännlich sei. Ein Einzementieren dieser Rollenverteilung ist mit ein Grund für die Idee der Herdprämie. Ein weiterer wichtiger Grund ist, dass eine Betreuung zuhause, vor allem unter der gegebenen Höhe der Herdprämie, die öffentliche Hand weniger kostet als der Ausbau von Kinderbetreuungseinrichtungen. Deshalb ist zu befürchten, dass sich die Einführung einer Herdprämie auch negativ auf den Ausbau dieser Einrichtungen auswirken wird. Für Frauen hingegen wirkt das Modell der Betreuung zuhause attraktiv, weil sie neben der eigenen Lohnarbeit auch noch immer den Großteil der unbezahlten Carearbeit übernehmen.

Was es braucht, um Mütter aus dem Strudel zwischen Lohn- und Carearbeit und aus wirtschaftlicher Abhängigkeit rauszuholen und zu entlasten, wäre eine Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohnausgleich, die es ermöglichen würde, dass sich beide Elternteile zu gleichen Teilen um Lohn- und Carearbeit kümmern. Ebenso braucht es einen Ausbau elementarpädagogischer Einrichtungen. Ein Karenzmodell nach schwedischem Vorbild könnte ebenso zu einer gerechteren Verteilung von Lohn- und Carearbeit beitragen. Hierbei erhält jeder Elternteil ein bestimmtes Zeitkontingent für die Karenz, welches nicht auf den anderen Elternteil übertragbar ist. Die Folge ist, dass dort die Väterkarenz sehr viel stärker in Anspruch genommen wird als in Österreich. Abschließend lässt sich sagen, dass die Herdprämie keine wirkliche Wahlfreiheit für Mütter darstellt und ebenso wenig zur Verringerung der wirtschaftlichen Abhängigkeit führt. Ansatzpunkte sind aber eine Arbeitszeitverkürzung für alle, sowie ein Ausbau der Kinderbetreuungseinrichtungen, verbunden mit Maßnahmen, die die in Österreich stark verankerte, konservative Rollenverteilung zwischen Mann und Frau ins Wanken bringen.

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