Nicht tatenlos zusehen!

Georg Erkingers Editorial

Was wir nicht wissen ist, wie sich die Pandemie in den nächsten Wochen und Monaten weiterentwickelt. War es das im Wesentlichen oder verursachen uns Mutationen weitere Probleme und Einschränkungen?

Eines wissen wir aber gewiss. Die Krise hat schon bisher Widersprüche offengelegt und Ungleichheiten verstärkt. Und sie hat Milliarden gekostet. Diese wurden sehr ungleich verteilt. Große Konzerne haben überproportional profitiert und konnten teils Millionengewinne ausschütten, während sie am Tropf staatlicher Hilfen hingen. Familien und Arbeitslose wurden finanziell nur sehr spärlich bedacht.

In dieser Ausgabe widmen wir uns den Arbeitsbedingungen von Erntehelfer*innen. Sie sind eine jener Beschäftigtengruppen, deren Arbeitsbedingungen besonders schlecht sind. Cristina Tamas konnte hier für zwei Betroffene einen ersten Erfolg und die Nachzahlung kollektivvertraglich zustehender Löhne erreichen.

Auch bei MAN haben die Beschäftigten nicht widerspruchslos hingenommen, was ihnen Siegfried Wolf mit seinen Übernahmeplänen verordnen wollte. Sie haben mit beeindruckender Mehrheit gegen die Pläne von Wolfs WSA Beteiligungs GmbH gestimmt. Das Beispiel MAN zeigt aber auch, was die Entscheidungen von Arbeiter*innen im Kapitalismus wert sind, die Übernahme wurde dennoch fixiert.

Die Bedingungen für die Beschäftigen stehen zu Redaktionsschluss allerdings noch nicht zur Gänze fest, da wird bereits über einen Weiterverkauf in drei bis fünf Jahren berichtet. Am Beispiel MAN zeigt sich jedenfalls, dass der VW-Konzern die Corona-Krise dazu genützt hat, um Löhne zu drücken, Arbeitsplätze zu vernichten und die eigenen Profite zu steigern.

Druck auf die Beschäftigten zur Verschlechterung ihrer Arbeitsbedingungen auszuüben, fällt umso leichter, je mehr Arbeitslose es gibt und je schlechter deren Absicherung ist. Angesichts dessen, dass das Volumen der in Österreich geleisteten Arbeitsstunden im letzten Jahr im Jahresvergleich von 7,13 auf 6,48 Milliarden Stunden also um neun Prozent gesunken ist und ein rascher Rückgang der Arbeitslosigkeit auf das ohnehin sehr hohe Vorkrisenniveau nicht zu erwarten ist, ist es besonders wichtig, für eine Erhöhung des Arbeitslosengeldes und eine Entschärfung der Zumutbarkeitsbestimmungen einzutreten.

In diesem Sinn kann ich alle Leser*innen nur darum bitten, das Volksbegehren Arbeitslosengeld rauf zu unterschreiben und nicht tatenlos zuzusehen, wie bei den Arbeitslosen Armut um sich greift und Beschäftigte unter Druck gesetzt werden.

Georg Erkinger ist GLB-Bundesvorsitzender und AK-Rat in der Steiermark

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