Räuberische Banken

Auf vier Prozent erhöhte die Europäische Zentralbank (EZB) im Juni 2023 den Leitzins – zum achten Mal in Folge. Nachdem jahrelang durch eine strikte Nullzinspolitik Unternehmen, Häuslbauern und EU-Mitgliedsländern billiges Geld verschafft wurden, setzt die Notenbank jetzt zwecks Inflationsbekämpfung auf das Gegenteil.

Sie hofft mit der Zinserhöhung die Inflation im Euroraum von aktuell durchschnittlich 5,5 Prozent – in Österreich zuletzt freilich acht Prozent – innerhalb von drei Jahren auf 2,5 Prozent zu senken. Ob die Rechnung beim Kampf gegen den „Angriff auf die Kaufkraft“ aufgeht wird man sehen. Einmal mehr agiert EZB-Chefin Christine Lagarde als Nachzügler, sie stoppte die Nullzinspolitik erst viel später als die US-Notenbank Fed.

Beim Glücksspiel gilt bekanntlich als oberster Grundsatz „Das Casino gewinnt immer.“ Gleiches gilt am Finanzmarkt für die Banken: Jahrelang wurden alle, die Geld auf einem Spar- oder Girokonto liegen hatten, durch die desaströse Nullzinspolitik faktisch enteignet, Unternehmen zudem mit Negativzinsen bestraft. Aber die Banken schrieben satte Gewinne.

Jetzt steigen zwar die Zinsen – doch bei den Bankkunden kommt faktisch nichts davon an, die höheren Zinsen streifen die Geldinstitute ein. Die Banken erhalten für Einlagen bei der EZB 3,25 Prozent Zinsen, verbuchen Rekordergebnisse, die Dividenden werden erhöht, die Kunden schauen allerdings durch die Finger. Einzelne Institute wie Santander, Renault Bank oder BAWAG bieten zwar 2,5 Prozent Zinsen für Einlagen ab 10.000 Euro – freilich nur für einige Monate garantiert, dann fällt die Verzinsung auf bis zu 0,01 Prozent (Standard, 7.6.2023). Einmal mehr erinnert das an Bertolt Brechts Sager „Bankraub ist eine Unternehmung von Dilettanten. Wahre Profis gründen eine Bank.“

Laut einer Studie des Momentum-Institutes stiegen von Juni bis Dezember 2022 die Nettozinsgewinne der Banken – die Differenz zwischen Zinsen aus vergebenen Krediten und Zinsen auf Einlagen – um fast 95 Millionen Euro von 257 auf 352 Millionen Euro (Standard, 18.4.2023). Das verdeutlicht, dass die Banken ihre Zinsgewinne seit der Leitzinserhöhungen nicht weitergeben und de facto als Räuber agieren.

Denn die Herren des Geldes haben keine Skrupel ihre Kunden mit allen Mitteln zu schröpfen – um sich mit immer neuen Gewinnrekorden brüsten zu können. Etwa mit den Spesen: Laut einer Analyse der Arbeiterkammer hat beispielsweise die Unicredit Bank Austria 24 der 53 Dienstleistungen um 2,8 bis fünf Prozent erhöht. Raiffeisen führte elf Gebührenerhöhungen durch, die im Median 10,59 Prozent ausmachten. Bei sechs Banken stellte die AK Spesenerhöhungen mit einem Median von 10,6 Prozent fest.

Gleichzeitig verdrängen die Banken ihre Kunden aus den Filialen, Geldgeschäfte sollen möglichst nur mehr digital getätigt werden. Schalter werden reduziert, Kosten für die Nutzung von Automaten und Gebühren für die Bargeldbehebung von den Kunden verlangt. Christian Prantner, AK-Experte für Finanzdienstleistung, fordert zu Recht gebührenfreie Ein- und Auszahlungen auf das eigene Konto und stellt klar „Man bestraft sonst die traditionellen Kunden, die kein Onlinebanking haben.“

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