Hohe Gagen für „fette Katzen“

Leo Furtlehner über Bonuszahlungen für ATX-Manager*innen

Im Sport gilt Doping als kriminell, wird jemand bei der Einnahme verbotener Mittel zur Leistungssteigerung ertappt, wird er gesperrt. Im Management gilt Doping hingegen als normal – zumindest was millionenschwere Boni betrifft.

Als wären die CEOs der Kapitalgesellschaften – an die Stelle biederer Generaldirektoren sind im Zeitalter der neoliberalen Globalisierung Chief Executive Officer getreten – nicht ohnehin schon gut dotiert, erhalten sie nämlich darüber hinaus Boni als Prämie für besondere Leistungen.

Welche Leistung?

Als Leistung gilt dabei aber nicht etwa die Erhaltung oder Schaffung von Arbeitsplätzen oder Leistungen von Unternehmen für das Gemeinwohl, sondern in erster Linie, ob der maximale Profit aus der Lohnarbeit der Beschäftigten herausgeholt wird, um die Bedürfnisse der Firmeneigentümer bzw. Aktionär*innen zu befriedigen. Denn dafür wird das Management schließlich bezahlt.

Passend dazu wird in den ersten Jännertagen der „Fat Cat Day“ begangen. Die „fetten Katzen“ der TOP20 der an der Börse notierten ATX-Konzerne verdienten demnach in nur fünf Tagen bereits so viel, wie durchschnittlich Beschäftigte im ganzen Jahr (laut Hauptverband 32.892 Euro).

Die Verdienste dieser Herrschaften – unter den 20 befindet sich mit Elisabeth Stadler (Vienna Insurance) nur eine einzige Frau – betrugen im Geschäftsjahr 2019/20 zwischen 621.000 und 7,2 Millionen Euro. Spitzenreiter ist OMV-Boss Rainer Seele, „Schlusslicht“ Andreas Quint (CA Immobilien).

Im internationalen Vergleich sind sie alle jedoch ziemliche Armutschkerl angesichts der bei multinationalen Konzernen und Banken bezahlten Gagen und Bonis.

Schere geht weiter auf

Die Arbeiterkammer konstatiert dazu, dass die „Schere zwischen Normal- und Topverdienern immer weiter aufgeht“ (OÖN, 9.1.2021). Verdiente 2000 ein Vorstandschef „nur“ das 20-fache eines Beschäftigten, so war das 2011 das 49-fache und 2019 sogar das 57-fache.

Bonus als Treiber

Und die Arbeiterkammer ortet dabei die Bonuszahlungen als „Treiber“ und verlangt diese variablen Gehaltsbestandteile zumindest zu einem Drittel an „weiche“, also nicht finanzielle Bedingungen, wie Arbeitsplatzsicherheit, ökologische Ziele und Nachhaltigkeit zu binden.

Freilich würde man mit der Hoffnung, dass die Aufsichtsräte die Boni in diese Richtung lenken, den Bock zum Gärtner machen. Sitzen doch in den Aufsichtsräten – oft kaum qualifizierte – Vertreter*innen der Eigentümer bzw. Aktionäre, deren erklärtes Ziel es ist, satte Dividenden zu kassieren. Und die wissen, was sie von ihren CEOs erwarten dürfen.

Auf der Kapitalseite sind keine Einschränkungen erwünscht. So meint Michaela Keplinger-Mitterlehner (Wirtschaftskammer OÖ) „Man darf nicht alles über einen Kamm scheren“ und verweist „auf Verantwortung und Risiko der Führungskräfte“. Und Personalberater Markus Mülleder (Hill International) meint „Das ist eine ganz dünne Schicht“.

Spiegelbild des realen Kapitalismus

Wie man es also dreht und wendet, ist der „Fat Cat Day“ nur ein Spiegelbild des realen Kapitalismus: Die Eigentümer der Produktionsmittel leisten sich hochbezahltes Personal, um aus ihrem eingesetzten Kapital ein Maximum herauszuholen.

Und das erfolgt durch Aneignung des Mehrwerts aus der Lohnarbeit der Beschäftigten. Funktion des Management ist es dabei, durch Druck auf Löhne und Sozialleistungen, Steigerung von Leistung, Arbeitsdruck und Produktivität, das Maximum herauszuholen. Letztlich bleibt also die Frage nach dem Eigentum zu stellen.

Leo Furtlehner ist verantwortlicher Redakteur der „Arbeit“

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