Lohnarbeitsklima am Tiefpunkt
Die aktuellen Zahlen des Arbeitsklima-Index der AK Oberösterreich schlagen Alarm beim „Krank-Arbeiten-Gehen“. Immer mehr Menschen schaden ihrer Gesundheit durch prekäre Arbeitsbedingungen und erzwungene Loyalität zum Job.
Die AK Oberösterreich erhebt jährlich den Arbeitsklima-Index. Heuer schrillen die Alarmglocken! Fast 60 Prozent der Beschäftigten in Österreich gehen krank zur Arbeit, auch im Home-Office wird oft trotz Krankheit Präsenz gezeigt. Die alarmierenden Werte sind die höchsten seit Beginn der Erhebungen im Jahr 2008.
Hotspots sind nicht nur Pflege und Daseinsvorsorge, sondern auch Handel und das Baugewerbe. Schlechte Arbeitsbedingungen, ständiger Arbeitsdruck und damit kaum Zeit zur Erholung machen die Menschen in diesen Branchen krank.
Der Führungsstil der Vorgesetzten macht ebenfalls häufig Probleme. Arbeitszufriedenheit bringt Gesundheit, leider scheint sie zu wenig ausgeprägt zu sein. Auch mangelnde Mitbestimmung bei der Gestaltung der Arbeitsbedingungen sowie befristete Arbeitsverträge oder ungewollte Teilzeitarbeit werden häufig vor allem von jüngeren Beschäftigten beklagt.
Arbeitsverdichtung
Stress macht krank. In den traditionellen Niedriglohnbranchen kommt hinzu, dass sich viele das Leben kaum noch leisten können und dadurch zusätzlich gestresst sind. So gaben bereits 2023 zwei Drittel der Beschäftigten im Handel an, dass ihr Einkommen gerade so ausreicht oder sie sich in einer prekären finanziellen Situation befinden.
Krank arbeiten als Folge
Die Folgen sind zum einen Präsentismus, also krank am Arbeitsplatz zu erscheinen. Häufig werden auch Medikamente eingenommen, um halbwegs leistungsfähig zu sein. Angst um den Arbeitsplatz oder Lästereien von Vorgesetzten sind häufige Gründe für das kranke Erscheinen.
Hinzu kommen das Pflichtgefühl gegenüber Arbeitskolleg:innen, die nicht mögliche Erledigung der Arbeitsleistung bei Abwesenheit und vor allem auch, dass die betriebliche Interessenvertretung die Arbeitnehmer:innen manchmal nicht ausreichend unterstützt.
Reform der Gesetze
Bessere Arbeitsbedingungen in allen Berufsgruppen und die Sicherstellung ausreichender personeller Ressourcen sind notwendig. Weiters ist ein erweiterter Kündigungsschutz im Krankenstand notwendig. Wir sind der Meinung, dass auch bei einer einvernehmlichen Auflösung des Dienstverhältnisses, wenn es einen Betriebsrat gibt, dieser verpflichtend einzu- binden ist.
Dies kann nur ein Anfang sein, um die Arbeitsbedingungen für alle Beschäftigten zu verbessern. Eine Arbeitszeitverkürzung auf 30 Stunden pro Woche bei vollem Lohnausgleich ist angesichts des gestiegenen Arbeitsdrucks notwendig und machbar. Lohnarbeit unter ständigem Präsenzdruck macht Menschen kaputt, die Gesundheit der Beschäftigten steht auf dem Spiel!
Patrick Kaiser ist Personalvertreter in der Klinik Floridsdorf, AK-Rat und GLB-Landesvor- sitzender in Wien