Missstände aufdecken

Nova Müllauer über Herausforderungen für queere Personen in der Arbeitswelt

Unter der Oberfläche der Arbeitswelt lauert eine düstere Realität für queere Menschen. In der Arbeitswelt sollten Talent und Leistung zählen, unabhängig von Geschlecht, sexueller Orientierung oder Identität. Leider ist die Realität oft eine andere, insbesondere für queere Personen, die mit zahlreichen Diskriminierungen und Herausforderungen konfrontiert sind.

Trotz gesetzlicher Fortschritte und zunehmender Sichtbarkeit der LGBTIQ+-Gemeinschaft in Medien und Gesellschaft sind Homophobie und Transphobie nach wie vor ein trauriger Bestandteil der Arbeitswelt. Queere Menschen werden immer noch mit Vorurteilen, Stereotypen und sogar offener Ablehnung konfrontiert. Das führt nicht nur zu einem unangenehmen Arbeitsumfeld, sondern beeinflusst auch berufliches Wachstum und Karrieremöglichkeiten.

Gesetz selten durchgesetzt

Auch wenn das Gleichbehandlungsgesetz von 1979 (GlBG) vor Diskriminierung am Arbeitsplatz schützen soll, wird das sehr selten durchgesetzt. Dieses Gesetz hat für nicht-binäre Personen Lücken, das Gesetz bezieht sich nicht auf Divers, ein Geschlecht, das seit 2018 durch den Verfassungsgerichtshof eingetragen werden kann, aber dank der ÖVP-Regierung ohne rechtliche Umwege nur bei der Geburt.

Bewerbungsverfahren können für queere Personen eine echte Hürde darstellen. Es gibt Fälle, in denen sie aufgrund ihrer sexuellen Orientierung oder Geschlechtsidentität von potenziellen Arbeitgebern abgelehnt werden. Heterosexuelle Paare müssen keine Angst haben Erlebnisse aus der Beziehung zu erzählen. Personen mit anderen Sexualitäten leider schon, da sie immer wieder stigmatisiert werden. Sie haben Angst davor bedroht, beleidigt oder als weniger Wert angesehen zu werden.

Trans Personen stehen besonders vor großen Herausforderungen. Im Bewerbungsprozess bis hin zur tatsächlichen Beschäftigung sind sie mit Schwierigkeiten konfrontiert. Beim Zusammenstellen einer Bewerbungsmappe kann es passieren, dass zuerst alte Dokumente wie Zeugnisse oder Ausweise mit dem neuen Namen nachgemacht werden müssen, für trans Personen, die ihren Namen noch nicht geändert haben, stellt das ein kleineres Problem da. Diese haben dann aber frühestens das Problem im Vorstellungsgespräch. Wenn sie sich outen können sie mit Transphobe Vorurteile rechnen; das führt natürlich auch zu Nervosität, sollten die Vorurteile vorherrschen, werden sie meistens abgelehnt, auch wenn sie über die erforderlichen Qualifikationen verfügen würden.

Es ist höchste Zeit, dass Gesetzgeber, Unternehmen, Gewerkschaften, AK und die Gesellschaft als Ganzes diese Missstände angehen und queeren Menschen eine faire und inklusive Arbeitsumgebung bieten. Unternehmen müssen effektive Maßnahmen ergreifen, um Diskriminierung am Arbeitsplatz zu bekämpfen und Vorurteile zu beseitigen. Dies erfordert eine Schulung der Mitarbeiter:innen. Darüber hinaus sollten Richtlinien zur Gleichbehandlung aktiv umgesetzt und Verstöße konsequent geahndet werden.

Diskriminierung verbieten

Es ist auch wichtig, dass Regierungen Gesetze erlassen und durchsetzen, die Diskriminierung aufgrund aller sexuellen Orientierungen und oder Geschlechtsidentität verbieten. Nur so können queere Menschen vor Diskriminierung geschützt werden und gleiche berufliche Chancen erhalten.

Ein Self-ID-Gesetz wäre ein Schritt in die richtige Richtung. Das würden es trans Menschen ermöglichen, ihre eigene Geschlechtsidentität selbst zu bestimmen, ohne sich einem bürokratischen und oft entwürdigenden Prozess der Begutachtung und Bestätigung unterziehen zu müssen. Es wäre ein großer Schritt vorwärts in Richtung Selbstbestimmung und Gleichberechtigung. Derzeit sind die Verfahren zur rechtlichen Anerkennung der Geschlechtsidentität in Österreich kompliziert und restriktiv.

Gutachten verlangt

Trans Personen müssen medizinische Gutachten vorweisen, um ihren rechtlichen Geschlechtseintrag ändern zu können. Für nicht-binäre trans Personen ist das Verfahren noch schwerer, da es bis jetzt nicht möglich ist ohne Anzeige vorm Verwaltungsgericht divers als Geschlecht nach der Geburt einzutragen. Diese Anforderungen sind nicht nur demütigend, sondern stellen auch eine Verletzung der Privatsphäre dar. Dies würde den Schutz der Rechte und die Würde trans Menschen stärken und gleichzeitig ihre volle Teilhabe an der Gesellschaft ermöglichen.

Es ist wichtig Gewerkschaften bei queeren Themen einzubeziehen, denn sie sind es die uns tagtäglich vertreten. Gewerkschaften sollen auf die tagtägliche Diskriminierung von LGBTIQ+ Personen aufmerksam machen und eine führende Rolle bei der Bekämpfung spielen.

Wir können nicht länger zulassen, dass queere Personen aufgrund ihrer sexuellen Orientierung oder Geschlechtsidentität in der Arbeitswelt benachteiligt werden. Die Arbeitsplatzkultur muss sich ändern, um eine inklusive Umgebung für alle zu schaffen. Es ist an der Zeit, die Diskriminierung zu bekämpfen und sicherzustellen, dass queere Menschen in der Arbeit frei von Vorurteilen und Diskriminierung arbeiten können. Denn nur wenn wir solche Missstände offen ansprechen und aktiv dagegen vorgehen, können wir eine gerechtere und gleichberechtigte Arbeitswelt für alle schaffen.

Nova Müllauer ist IT-Techniker:in und in der KPÖ-Tirol aktiv

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