Fliegst du noch?

Heike Fischer über Luftfahrt in Zeiten von Corona

1.440 Euro Bruttolohn für Flugbegleiter*innen und 30 Prozent Gehaltsverlust für Piloten: Selbst mit Zulagen lassen sich mit diesem Gehalt keine großen Sprünge machen. Für ein sicheres und angenehmes Leben ist es trotz Vollzeitbeschäftigung zuwenig.

Die Auseinandersetzung um den Laudamotion-Kollektivvertrag verdeutlicht, dass gewinntreibende Bosse wie bei Ryanair keine Hemmungen haben, Arbeitsplätze zu opfern, wenn die Beschäftigten – vertreten durch die Gewerkschaft Vida – nicht klein beigeben und verzichten wo es nur geht.

Der Preiskampf der Fluglinien macht die Belegschaft erpressbar und führt zur Frage: Ist der Erhalt des Arbeitsplatzes oder ein Einkommen unter dem Existenzminimum wichtiger? Die Gewerkschaftsverhandler*innen erleben ein Dilemma: Wollen sie doch leistungswürdigende Einkommen und den Erhalt der Arbeitsplätze.

Und noch schwieriger wird die Situation, wenn Beschäftigten instrumentalisiert werden und eine von oben gesteuerte Entsolidarisierung stattfindet.

Welche Auswirkungen hat dieser Abschluss für andere Fluglinien? Der Nivellierung aller Kollektivverträge nach unten sind damit die Türen und Tore geöffnet worden. Alle Flugbetreiber wollen es billiger haben – zu Lasten der Beschäftigten.

Dem entgegen steuern könnte ein einheitlicher Luftfahrt-Branchenkollektivvertrag. Aber das setzt das gemeinsame Wollen aller in dieser Branche Tätigen voraus, also ein solidarisches Miteinander. Und davon sind wir auf Grund der Preistreiberei der Flugbosse leider weit entfernt.

Und was tun wir lieben Konsument*innen? Suchen wir weiter nach Schnäppchenpreisen? Mal schnell für 29 Euro nach Paris? Auch unser Verhalten unterstützt Preisdumping und den Kampf der Anbieter um Fluggäste und Destinationen.

Heike Fischer ist Diplompädagogin und Betriebsratsvorsitzende im Diakonie Zentrum Spattstraße und GLB-Landesvorsitzende in OÖ

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