Ignoranz der Politik

„Wir suchen händeringend nach Mitarbeitern“ verkündet die für das Spitalswesen zuständige LH-Stellvertreterin Christine Haberlander (Kurier OÖ, 22.1.2023).

Im zweiseitigen Interview bleibt die ÖVP-Politikerin aber auffallend nichtssagend. Von ihr genannte Zahlen verdeutlichen aber, dass die Spitalsmisere in Oberösterreich vor allem ein Problem des Linzer Kepler Universitäts Klinikums (KUK) ist. Während die Wartezeiten auf Operationen in ländlichen Regionen durchschnittlich zwischen vier und 16 Wochen betragen, liegt dieser Wert im Med Campus des KUK bei 44 Wochen.

Das ist für die in Oberösterreich allmächtige ÖVP mehr als peinlich. War doch die Einrichtung der Medizinischen Fakultät an der Johannes- Kepler-Universität – samt des damit verbundenen KUK – ein Leuchtturmprojekt von LH Thomas Stelzer, mit welchem dem Ärztemangel entgegengewirkt werden sollte.

Nun wird aber Professoren des KUK vorgeworfen sich „primär mit Forschung und Lehre zu beschäftigen“, was von Haberlander mit dem Stehsatz „es hilft uns weder ein Krankreden noch ein Gesundbeten“ weggeredet wird und sie von „neuer Ehrlichkeit“ im Gesundheitswesen schwadroniert.

Laut einer IMAS-Studie hat die Hälfte der 15.000 Beschäftigten in den Spitälern der OÖ Gesundheitsholding schon einmal überlegt den Job zu wechseln. Sogar OÖGH-Boss Franz Harnoncourt bezeichnet die Personalsituation als „ausgesprochen angespannt“ (OÖN, 20.1.2023).

Detailergebnisse der Studie hält man aber unter Verschluss. Jedenfalls brennt der Hut und der KUK-Betriebsrat – für Haberlander das Feindbild schlechthin – kündigte nach Betriebsversammlungen als „Plan B“ schon an: „Es geht in Richtung Streik“ (OÖN, 28.1.2023). Der mittlerweile freilich wieder abgeblasen wurde.

Leo Furtlehner

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