Inflation entwertet Löhne

Georg Erkinger über die letzten KV-Runden

Mit Jahresbeginn erreichte die Inflation in Österreich einen neuen Höchstwert. Laut Schnellschätzung waren die Preise im Jänner 2022 um 5,1 Prozent gestiegen. Dies ist der höchste Wert seit November 1984. Treiber der schnellen Geldentwertung waren weiterhin die steigenden Treibstoffpreise. Hinzu kamen Preisschübe bei den Strom- und Gaspreisen.

Dass diese Entwicklung kein einmaliger Ausreißer ist, zeigen die bereits Ende des letzten Jahres stark erhöhten Monatswerte. Dabei treffen die Preissteigerungen auf niedrige Lohnabschlüsse des vergangenen Jahres.

Traditionell den Auftakt zur Herbstlohnrunde bildeten die Metaller. Im Vorfeld dieser betonten die Chefverhandler Rainer Wimmer von der PRO-GE und Karl Dürtscher von der GPA „Die Erholung hat voll eingesetzt und ist stabil. Das Auftragsvolumen steigt und die Produktion wächst. Alles in allem sehr gute Voraussetzungen für einen ordentlichen Reallohnzuwachs für die Arbeitnehmer*innen bei den kommenden Kollektivvertragsverhandlungen.“

Falsche Schätzungen

Die den Verhandlungen zugrundeliegenden Inflationsdaten reichen jedoch meist weit in die Vergangenheit und bilden die aktuellen Teuerungsraten nicht ab. In den Verhandlungsunterlagen der PRO-GE zur Metallerlohnrunde findet sich eine Inflationsrate von lediglich 1,9 Prozent als 12-Monatsdurchschnitt von September 2020 bis August 2021. Für das Jahr 2021 wurde eine Inflation von 2,2 Prozent geschätzt, sie lag jedoch bei 2,8 Prozent. Für 2022 wurde lediglich von 2,0 Prozent Inflation ausgegangen.

Dabei war die Teuerung zum Zeitpunkt der Verhandlungen bereits weit höher. Dennoch gab es zum Abschluss, dem der GLB nicht zugestimmt hatte, Jubelmeldungen. Rainer Wimmer kommentierte diesen so: „Die kräftigen Lohn- und Gehaltserhöhungen sind vor allem ein Erfolg der Beschäftigten.“ Erreicht wurde ein Ergebnis von 3,55 Prozent bei den Ist- und 3,0 Prozent bei den KV-Löhnen. Neu eingestellte Kolleg*innen verdienen damit um 0,55 Prozent weniger.

Im Handel wurden die Einstiegsgehälter auf 1800 Euro angehoben. Hauptsächlich dadurch ergibt sich eine durchschnittliche Erhöhung der Gehälter um 2,8 Prozent. Der öffentliche Dienst erhält im Schnitt um 3,0 Prozent mehr.

Leider nicht

Auf den ersten Blick positiv hervor sticht der Kollektivvertrag im Güterbeförderungsgewerbe. Dieser Abschluss bringt mit Jahresbeginn ein Plus von 4,96 Prozent. In den Folgejahren soll bei dem dreijährigen Abschluss 0,5 Prozent auf die jeweilige Jahresinflation aufgeschlagen werden. Im Gegensatz zu den Metallerkollektivverträgen kennt dieser KV jedoch keine Ist-Lohnerhöhung.

Der Redaktion ist der Fall eines LKW-Fahrers bekannt, dessen Unternehmen trotz Rekordinflation zum ersten Mal seit Jahren keine Lohnerhöhung gewährt. Verwiesen wird dabei auf eine bestehende Überzahlung zum KV.

Auch die Beschäftigten der Sozialwirtschaft schauen dieses Jahr durch die Finger. Der insgesamt dreijährige Abschluss sieht für das letzte Jahr nur eine Arbeitszeitverkürzung und keine Gehaltserhöhung vor. Jene Beschäftigten, für die kein Kollektivvertrag gilt oder für die kein aktueller Abschluss vorliegt, haben auch keinen Anspruch auf eine automatische Lohn- oder Gehaltserhöhung. Angesichts dieser Teuerung ein unhaltbarer Umstand.

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