Online-Hyperei

Josef Stingl über Barrieren beim Amtsweg

In Tirol wurden die Apotheken-Covidtests abgeschafft. Diese wurden vor allem von älteren Menschen in Anspruch genommen, die mit dem Online-Procedere bei den Gurgeltests überfordert waren. Der verpflichtende Test-Weg über das Netz wird zu einer zusätzlichen Barriere.

Denn seit der Corona-Krise wurden de facto fast alle Amts- und Behördenwege elektronisiert. Bei einem Terminwunsch hört man nur mehr „das betreffende Formular finden sie auf unserer Homepage, runterladen, ausfüllen und per E-Mail übermitteln bzw. online ausfüllen und absenden“.

Es ist vermessen anzunehmen, dass alle über Smartphone, Computer und Drucker verfügen. Noch vermessener ist es aber anzunehmen, dass alle damit auch problemlos umgehen können. Schon das Ausfüllen solcher Formulare bringt viele zur Verzweiflung. Denn durch die Online-Abwicklung fehlt bei Verständnisfragen die direkte Ansprechpartner*in zur Unterstützung. Noch schwieriger tun sich Menschen mit mangelnden Deutsch- und Sprachkenntnissen.

Ähnlich bei der Arbeitsuche: Kaum ein Inserat oder AMS-Vermittlungsangebot bei dem die Bewerbungsunterlagen nicht per E-Mail verlangt werden und neben Bewerbungs-, Motivationsschreiben und Lebenslauf, gleich auch alle Arbeitszeugnisse und Ausbildungszertifikate beigefügt sein sollen.

Nur was tun, wenn man keinen Scanner besitzt? Früher konnte man dies beim AMS problemlos erledigen lassen. Seit Corona gibt’s aber ohne Termin nur schwerlich Zutritt in die „heiligen Hallen“ der Arbeitsvermittlung.

Bei jeder Gelegenheit wird Barrierefreiheit eingefordert, aber bei Behörden- und Amtswegen werden neue Barrieren geschaffen. Absichtlich – damit „ein Teil des Pöbels“ verzweifelt aufgibt und auf seine Anliegen verzichtet?

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