Februargedenken beim Goethehof

Zum alternativen 90-jährigen Gedenken an die Widerstandskämpfe 1934 der Arbeiter:innenschaft beim Goethehof riefen viele Organisationen auf, wie das Bündnis 12. Februar, die KPÖ Leopoldstadt und Donaustadt, Mieter:inneninitiative, Rassismusfreies Transdanubien, Werkl im Goethehof, GLB-Wien etc.

Der GLB Wien war maßgeblich an den Planungen beteiligt. Umso mehr freut es uns, dass der Tag ein voller Erfolg wurde. 270 Personen nahmen am Spaziergang teil, der wichtige Fakten über die 1934 stattfindenden Widerstandskämpfe im Goethehof präsentierte.

Es gab Reden von Aktivistinnen von Junge Linke, KPÖ Donaustadt, Links-KPÖ Leopoldstadt, die Grünen, Rassismusfreie Donaustadt und vielen anderen Privatpersonen. Auch Vicki Klaus konnte kurz erzählen, wie sie Anni Haider – eine wichtige Person in den Kämpfen – persönlich kennengelernt hat.

Patrick Kaiser, AK-Rat und Personalvertreter im WiGeV konnte für den GLB Wien eine Rede beim Tröpferlbad – dem ehemaligen Munitionslager des Schutzbundes – halten.

Er betonte dabei nicht nur die Bedeutung der 1934 erfolgten Abschaffung der Arbeiterkammern und freien Gewerkschaften durch ein faschistoides Regime, sondern auch die heutige Aufrüstung von Worten und Taten gegen Menschen, die nicht dem Proftitgedanken entsprechen. „Wenn sogar von „minderleistenden“ Menschen, Volkskanzlerschaft oder Umvolkung gesprochen wird, sind wir schon knapp wieder dabei, was Faschismus ausmacht. Der Kapitalismus in seiner ureigensten Ausprägung hat bereits das wieder geboren, was wir immer verhindern müssen und wogegen wir immer kämpfen wollen: Den versteckt kommenden Faschismus. Dabei werden die lohnarbeitspflichtigen Menschen gespalten. Alles zum Vorteil der Eigner der Produktionsmittel.“

Er wies auch auf die Wichtigkeit der kommenden Arbeiterkammerwahlen hin und dass es eine deutlich gestärkte fortschrittliche linke Opposition in den AK-Vollversammlungen braucht.

Wir müssen jedenfalls weiter dem Widerstand gegen Faschismus gedenken, es ist wichtiger denn je! Diese gelungene Bündnisveranstaltung wird nicht die letzte sein. Vielleicht können wir sie schon bald auch an einem arbeitsfreien Tag – also als Feiertag – genießen.

Bei der anschließenden kulturellen Veranstaltung im Werkl im Goethehof mussten sogar einige Personen abgewiesen werden, weil der Platz nicht reichte. Kommt nächstes Jahr wieder, es wird noch größer!

Die Rede von GLB-AK-Rat Patrick Kaiser im Wortlaut:

Liebe Antifaschistinnen und Antifaschisten!

Wir stehen hier vorm Tröpferlbad, wo sich ja angeblich das Munitionslager des Schutzbundes befand.

Am 2. Jänner 1934 veröffentlichten die österreichischen Tageszeitungen eine Regierungsmeldung, dass die gewählten Mandatare der Kammern für Arbeiter und Angestellte erloschen seien und durch ernannte Verwaltungskommissäre ersetzt worden seien.

Im Februar 1934, haben auch in diesem Munitionsdepot der ArbeiterInnenschaft längst veraltete Waffen und Munition gelagert. Da ein Generalstreik aus vielen Gründen scheiterte, war klar, dass der Widerstand gegen die Macht ergreifen wollenden Faschisten schwierig wird. Trotzdem haben auch hier viele mutige Menschen gekämpft, um die Rechte lohnarbeitender Menschen zu verteidigen und dabei in nicht geringer Zahl auch ihr Leben verloren.

Nach der Niederschlagung des Februaraufstandes wurden die Arbeiterkammern dann endgültig abgeschafft, die freien Gewerkschaften und nach den Kommunisten auch die Sozialdemokratie verboten – und das austrofaschistische Regime errichtet.

Wir erleben auch heute wieder Aufrüstung, rhetorisch und militärisch. Wir erleben eine Aufrüstung der Worte gegen die lohnarbeitende Bevölkerung, die finanziell immer schwieriger dasteht. Wir erleben eine Aufrüstung der Sprache gegen Menschen, die nicht dem kapitalistischen Profitgedanken entsprechen.

Wenn sogar von „minderleistenden“ Menschen, Volkskanzlerschaft oder Umvolkung gesprochen wird, sind wir schon knapp wieder dabei, was Faschismus ausmacht. Der Kapitalismus in seiner ureigensten Ausprägung hat bereits das wieder geboren, was wir immer verhindern müssen und wogegen wir immer kämpfen wollen: Den versteckt kommenden Faschismus. Dabei werden die lohnarbeitspflichtigen Menschen gespalten. Alles zum Vorteil der Eigner der Produktionsmittel. 

Sozialistinnen und Kommunistinnen haben in den Gemeindebauten, den Industriezentren und bei den Strassenbahnern damals 1934 gegen diese menschenverachtende Ideologie gekämpft.

Organisieren wir uns auch jetzt, damit solche Kämpfe irgendwann nicht mehr notwendig sind. Von dem Hass, der wieder geschürt wird, profitieren nur die Vertreter dessen, das wir Kapital nennen und das uns ausbeutet.

Angriffe auch auf die Arbeiterkammern von allen Seiten des Kapitals sind abzulehnen. Es ist gewünscht, die gesetzliche Interessensvertretung der Beschäftigten zu schwächen und zu zerschlagen. Es braucht eine schlagkräftige Arbeiterkammer mit einer deutlich gestärkten fortschrittlichen linken Opposition. Dafür gibt es Wahlen, die in Wien vom 10.-23. April stattfinden.

Niemals vergessen, niemals verzeihen, Widerstand jetzt und immer! Niemals wieder Faschismus und Krieg!

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